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„Es ist unsere Verantwortung, an nachhaltigen Forschungsprojekten mitzuwirken.“

Björn Fanta, Head of Research, über nachhaltige Forschungsprojekte und deren Einfluss auf das Produktportfolio des Digitalisierungsunternehmens.

Margret Rohn

Erstellt am 28. April 2023

Porträt Björn Fanta, Head of Research bei Fabasoft

„Nachhaltigkeit bedeutet für Fabasoft verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln unter Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG).“ Mit diesem Bekenntnis auf der Website und durch aktives Handeln – unter anderem im Rahmen der Science Based Targets Initiative (SBTi) und verschiedener nationaler sowie europäischer Studien bzw. Projekte – unterstreicht Fabasoft ihr langjähriges Engagement in diesem Bereich. Im Interview erklärt Björn Fanta, Head of Research bei Fabasoft, wie Digitalisierung zur Nachhaltigkeit beiträgt, warum es für Fabasoft selbstverständlich ist, regelmäßig bei nachhaltigen Forschungsprojekten mitzuarbeiten, und wie diese in die Produkte bzw. Services und folglich die gesamte Unternehmensgruppe einfließen.

 

Björn, bei Fabasoft, einem der führenden europäischen Softwareprodukt- und Cloud-Dienstleistungsanbieter, spielt Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle. Wie hängen Digitalisierung bzw. die digitale Transformation und Nachhaltigkeit zusammen?

Björn Fanta: Die Digitalisierung und die digitale Transformation können auf verschiedene Weise dazu beitragen, Nachhaltigkeit zu fördern und zu unterstützen. Beispiele sind:

  • Virtuelle Zusammenarbeit: Digitale Kommunikation und Zusammenarbeit über Online-Meetings und -Tools verbinden Teams aus verschiedenen Teilen der Welt und reduzieren damit physische Reisen sowie Emissionen.
  • Effiziente Ressourcennutzung: Der Einsatz digitaler Technologien bzw. Systeme für das Ressourcenmanagement, etwa eine aussagekräftige Wertstromanalyse, hilft dabei, den Energieverbrauch zu optimieren und den CO2-Ausstoß zu vermindern.
  • Effektive Kreislaufwirtschaft: Digitale Technologien fördern die Kreislaufwirtschaft, indem sie das „Tracking“, das heißt die Nachverfolgung von Materialien bzw. Produkten, verbessern und somit unter anderem eine effektivere Wiederverwendung und das Recycling ermöglichen.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen, die mit der zunehmenden Digitalisierung verbunden sind. So können digitale Technologien einen höheren Energieverbrauch haben, insbesondere bei ineffizienter Nutzung. Denken wir an „Proof of Work“-Ansätze, also den netzwerkübergreifenden Konsens bei Datenspeicherungen in der Blockchain, oder den immensen Bedarf an Rechenpower für KI-Modelle wie ChatGPT.
Insgesamt stellt die digitale Transformation aber eine wichtige Voraussetzung für Nachhaltigkeit dar. Einerseits braucht es dazu eine Betrachtung im Kontext der festgelegten Nachhaltigkeitsziele. Andererseits müssen maximale Vorteile für die Beteiligten sichergestellt sein, damit Digitalisierung tatsächlich als „Enabler“ für Ressourceneffizienz, -schonung und -optimierung fungiert.

 

Stichwort Digitalisierung als „Enabler“ für Ressourceneffizienz: Wie setzt Fabasoft ihre diesbezüglichen Kompetenzen ein und das Know-how um?

Björn Fanta: Forschung kann einen sehr konkreten Beitrag zur Ressourceneffizienz leisten – in Verbindung mit der Digitalisierung vor allem durch entsprechendes Know-how. Und das bringt Fabasoft in zahlreichen Projekten ein: Wir verstehen digitale Geschäftsprozesse, die korrekte Anbindung, Aufbereitung sowie Verknüpfung von Daten – und sorgen dafür, dass aus Daten Informationen werden. Informationen, die der Mensch versteht und die helfen, Entscheidungen hinsichtlich Ressourceneffizienz, Abfallvermeidung oder Recyclingfähigkeit zu treffen. Der Mensch ist und bleibt das Wichtigste, die digitalen Systeme unterstützen – Stichwort „Human-in-the-Loop“. Aus diesem Grund setzen wir bei Forschungsprojekten bewusst auf Expert:innen aus dem Bereich UI/UX.
In Bezug auf die erwähnten Herausforderungen – darunter den erhöhten Energiebedarf der „intelligenten“ Systeme –, ergibt sich auch eine klare Verantwortung: Digitalisierung mit all ihren Facetten (Cloud-Computing, Software as a Service, Machine Learning etc.) muss den Fokus gleichermaßen auf Optimierungspotenzial und Energieeffizienz legen und die Frage beantworten: „Welcher Aufwand steht einem Einsparungspotenzial gegenüber?“ Daher sehen wir es als unsere Verantwortung, an nachhaltigen Forschungsprojekten mitzuwirken.

 

An welchen Projekten mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt war bzw. ist Fabasoft beteiligt?

Björn Fanta: Da sind zum Beispiel die zwei österreichischen Leitprojekte „ZERO³“ und „Kiramet“. Bei beiden beschäftigt sich jeweils ein namhaftes Konsortium aus Forschung und Wirtschaft mit Fragestellungen zur Produktion der Zukunft (Zero³) und zur Künstlichen Intelligenz für Recycling (Kiramet). Zero³ adressiert dafür drei Säulen: Zero Waste, Zero Data Gap und Zero Human Potential Loss. Kiramet untersucht Ansätze des Machine Learnings, um die Wirksamkeit aktueller Stahlrecyclingverfahren signifikant zu verbessern und dies in der Kreislaufwirtschaft über Einbindung sogenannter Digitaler Produktpässe systemübergreifend verfügbar zu machen.
Auf europäischer Ebene arbeite ich mit meinem Team seit Anfang 2022 unter anderem am Thema „Ressource Efficiency and Climate Positivity“ in der Alliance for Industrial Data, Edge and Cloud der Europäischen Kommission mit. Dieses Frühjahr wird die erste Roadmap mit konkreten Strategievorschlägen an die Kommission übergeben.

 

Wie fließen die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus diesen nationalen und europäischen Projekten in das Fabasoft Produktportfolio ein, und welche Vorteile ergeben sich daraus?

Björn Fanta: Für die Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in einem Produktportfolio gibt es verschiedene Wege. In der Regel fließen Forschungsergebnisse in einen Innovationsprozess von der Ideenfindung über die Entwicklung bis hin zur Markteinführung ein. Das gilt für neue Produkte oder Dienstleistungen ebenso wie für die Verbesserung von bestehenden.
Im Falle der genannten Projekte zielen wir sehr stark auf die Erweiterung der Funktionalität und die maximale Interoperabilität unserer Software-Services ab. Wenn sich etwa ein Digitaler Produktpass auf europäischer Ebene etabliert, kann Fabasoft diesen Standard direkt aufgreifen, implementieren und der Industrie als integrierte Solution anbieten.

 

Abschließende Frage, Björn: Was motiviert dich und dein Team, Fabasoft bei Forschungsprojekten zu vertreten und in Zusammenarbeit mit den Softwareentwickler:innen die digitale Welt nachhaltiger zu gestalten?

Björn Fanta: Ganz klar die Möglichkeit, tatsächlich etwas zu bewegen. Technologische Erkenntnisse und Innovationsimpulse sind meist der Hauptantrieb zur Forschung. Doch Fabasoft sieht darüber hinaus sowohl die Notwendigkeit, die Digitalisierung unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten voranzutreiben, als auch den Nutzen, der daraus für unsere Umwelt und unsere Gesellschaft entsteht. Natürlich durchlaufen solche Interessen vielschichtige Prozesse, jedoch macht es langfristig Sinn, bei allen Chancen durch Technologie gleichzeitig auf eine entsprechende Ausgestaltung unserer europäischen Strategien zu achten. Und dazu leistet Fabasoft einen wesentlichen Beitrag.